Beritt und Unterricht auf den Philippinen: Entspannung für Ponystute Dreamer

Klassische Dressur als Therapie für Körper und Geist:

Wie viele ehemalige Sportpferde bringt die 13-jährige Ponystute Dreamer so einiges an Schwierigkeiten aus ihrer Zeit im Poloclub mit, körperlich und mental. Was sie dort leisten musste, lässt sich nur mutmaßen. Laut Besitzerin Patricia, die sie aus dem Sport freigekauft hat, lässt sich Dreamer auf der rechten Hand nur schwer abwenden, zeigt schnell Anzeichen von Stress und geht unter dem Reiter auch mal durch.

Im Umgang macht die Stute einen freundlichen und neugierigen Eindruck. Bei genauerer Betrachtung der Muskulatur zeigen sich deutliche Verhärtungen der Halsmuskulatur, ein ausgeprägter Unterhals, ein sehr schwacher Rücken und eine schlecht bemuskelte Hinterhand.

Die weitere Analyse erfolgt an der Longe und offenbart einige Probleme. Statt Schritt geht die Stute Pass, der Trab ist taktunrein – auf der rechten Hand fällt sie sogar immer nach einigen Tritten in einen spannigen Viertakt-Galopp. Sie reißt oftmals hektisch den Hals hoch, kommt dann mit einem aggressiven Gesichtsausdruck in die Mitte und versucht zu wenden. Insgesamt macht die Stute einen bedrückend verspannten Gesamteindruck.

Wir beginnen die Arbeit unter dem Reiter an der Longe, auf einfacher Wassertrense gezäumt mit einem Kappzaum darüber. Das bietet nicht nur einen Sicherheitsaspekt: Dreamer soll möglichst keine Gelegenheit bekommen, unter dem Reiter Fehler zu machen. Sollte sie doch einmal schnell werden, kann ich sie mit der Longe abfangen. Der Reiter muss auf diese Weise nie hart mit der Hand einwirken, kann sofort nachgeben und sie mit der Stimme beruhigen. Oberste Priorität hat nun, dass die Stute sich fallen lässt und Vertrauen zur Hand aufbaut.

Dreamer fällt es sichtlich schwer, sich unter dem Reiter zu entspannen und auszubalancieren. Immer wieder rennt sie hektisch los. Wir reiten auf einem kleinen Zirkel den Schritt möglichst ruhig, um einen sauberen Viertakt zu erhalten. Mit dem seitwärts treibenden Schenkel schicken wir sie in ein Schenkelweichen und Schulterherein, damit die Hinterhand mehr Last aufnimmt und sich die verspannte Muskulatur aufdehnt. Schenkelhilfen kennt die Stute nur als Signal für mehr Tempo, sie begreift den Unterschied aber schnell. Die Zügel müssen wie bei einer Remonte eher breit geführt werden und dem Pferd den Weg in die Dehnungshaltung zeigen. Wichtig ist hierbei, dass die Hand immer sofort weich nachgibt, wenn die Stute den Unterhals entspannt und nachgibt.

Da Dreamer in der Rechtsbiegung anfangs sofort Anzeichen von Stress zeigt, obwohl sie rechts stark hohl ist, verlangen wir hier nur einige Schritte und schicken sie dann wieder in ein Schenkelweichen. Das fällt ihr leichter und sie lässt sich zunehmend für einige wenige Tritte fallen, beginnt sogar zu kauen.
Weniger ist mehr – 20 Minuten Arbeit im Schritt sind vorerst anstrengend genug für Körper und Kopf.

Der Trab auf der rechten Hand ist ihr größtes Problem, vermutlich ist sie in der Vergangenheit auch hierbei durchgegangen: Immer wieder reißt sie plötzlich den Kopf hoch und galoppiert an – kein gutes Gefühl. Sie lässt sich jedoch schnell wieder beruhigen, die anfängliche Vertrauensarbeit an der Longe ohne Reiter zahlt sich aus. Nach und nach kann sich die Stute unter dem Reiter für ein paar Tritte entspannen, zuletzt sogar im Trab auf der rechten Hand. Auch der Schritt verbessert sich durch die Seitengänge im ruhigen Tempo merklich.

Ich werde heute beginnen, den hiesigen Trainer auf der Stute zu unterrichten, damit er die gymnastizierende Arbeit weiterführen kann. Es ist noch ein langer, bestimmt monatelanger Weg, bis Dreamer sich unter dem Reiter wirklich wohlfühlen wird – aber der Anfang ist gemacht. Ihr freundliches Wesen und ihre blitzschnelle Auffassungsgabe werden ihr dabei helfen.