Beritt und Unterricht auf den Philippinen: Hengst Destimido

Hengst Destimido – Vorwärts, vorwärts, vorwärts

Im zweiten Blogeintrag von den Philippinen möchte ich euch meine Arbeit mit dem Lusitanohengst Destimido vorstellen, einem großrahmigen Schimmel mit schwerer Schulter aber wenig bemuskelter Hinterhand. Er kam vor drei Jahren 5-jährig aus Portugal, war dort in jungen Jahren schon schwierige Lektionen gegangen und wurde damals als „Lehrmeister“ für die Hohe Schule verkauft, erzählt Besitzerin Patricia.
Auch Destimido longiere ich zunächst, um seine Reaktionen beobachten zu können.
Der Hengst entwickelt an der Longe keinerlei Vorwärtsdrang, er klemmt und reagiert auf die treibende Peitschenhilfe nicht mit Zulegen sondern rollt sich eher ein wie ein Igel.
Das gleiche Verhalten zeigt Destimido unter dem Sattel: Er tritt auf die treibende Schenkelhilfe nicht an, sondern klemmt und drückt nach unten auf die Hand. Touchiere ich ihn mit der Gerte, zeigt er sogar Ansätze zu bocken.

In der Piaffe kreuzt er vorne mit den Beinen und tritt hinten breitbeinig wie ein schwankender Seemann. Diese fehlerhaften Bewegungsabläufe haben nichts mit Widersetzlichkeit zu tun und lassen sich auch nicht in der Piaffe selber korrigieren – sondern nur durch gezielte Vorbereitung und Gymnastizierung. Destimido fehlen schlichtweg die Kraft und Koordination, um diagonal abzufußen.

Vorrangiges Ziel ist es jedoch, Destimido wieder Freude an der Bewegung zu vermitteln.
Wie man in den Schriften der alten Meister nachlesen kann, ist das „Vorwärts“ einer Remonte das höchste Gut und muss in der Ausbildung des jungen Pferdes von Anfang an unbedingt erhalten bleiben. Dabei bedeutet „Vorwärts“ nicht schnell rennen, sondern an den treibenden Hilfen des Reiters zünden. Das kann auch aus einem ganz langsamen, aber kraftvollen Schritt heraus kommen. Einrollen und Klemmen an der Longe und unter dem Reiter kann unterschiedliche Gründe haben: eine zu starke Handeinwirkung, dauerhafte sich widersprechende Hilfen oder mentale und körperliche Überforderung des Pferdes – in jungen Jahren ist das besonders fatal für die weitere Ausbildung. Destimido muss nun wieder lernen, auf die treibende Hilfe mit einem frischen Vorwärtsdrang zu reagieren.

Zunächst longieren wir das Pferd zu zweit. Mein Helfer treibt das Pferd von hinten mit der Peitsche. Die Position deutlich hinter dem Pferd ist entscheidend, um es nicht aus Versehen durch die Körperhaltung zu bremsen – das ist zu zweit leichter. Wichtig ist, das Pferd immer überschwänglich zu loben, sobald es auf die treibende Hilfe hin fleißig antritt.

Auch bei der Arbeit im Sattel arbeiten wir erstmal im Team: Der Helfer am Boden verstärkt mit der Peitsche immer gleichzeitig die vorwärtstreibenden Hilfen des Reiters mit Schenkel und Gerte.
Weiterhin muss das Pferd bei jeder richtigen Reaktion nach vorne unbedingt gelobt werden.
Ich reite viele Übergänge und achte dabei darauf, dass Destimido kraftvoll antritt, seinen Hals selber trägt und nicht hinter die Senkrechte kommt. Wenn doch, öffne ich zur Korrektur den Kopf-Hals-Winkel mit einer hohen Hand.

Mithilfe dieser Übungen schaffe ich es mit der Zeit, dass Destimido spürbar motivierter mitarbeitet. Ich kann bald beginnen auch Seitengänge in die Arbeit einzubauen, um das Pferd beweglicher zu machen und Muskulatur aufzubauen. Destimido verhält sich nun nicht mehr so stark, sondern tritt vermehrt vorwärts-seitwärts. Mit zunehmender Kraft im Rücken bleibt auch Destimidos Nase fast konstant vor der Senkrechten, ich muss ihn selten korrigieren und kann die Hände tiefer tragen.

Ein Anfang ist geschafft, das Team vor Ort wird meine Arbeit nun fortsetzen. Destimido wird noch lange brauchen, bis er auch schwierige Lektionen wieder mit Freude ausführen kann. Besitzerin Patricia stellt klar, sie möchte ihm alle Zeit der Welt geben. Sie wünscht sich, dass der in sich gekehrte Hengst seine Schönheit eines Tages auch unter dem Reiter wieder stolz zeigt.