Beritt und Unterricht auf den Philippinen: Hengst Corinto

Corinto – Der Stierkämpfer

In meinem letzten Eintrag von den Philippinen möchte ich euch den Lusitanohengst Corinto vorstellen. Er ist neun Jahre alt und lebt nun seit über drei Jahren hier bei Patricia im Resort Tarsier Botanika auf Bohol. Der Hengst war ursprünglich von Reitmeister Luis Valenca für seinen Enkel ausgesucht worden, dieser schoss jedoch kräftig in die Höhe und entschied sich letztendlich für ein größeres Pferd –ein wahres Glück für Patricia.

Corinto ist ein Stierkämpfer mit Leib und Seele, vom ersten Tag an beeindrucken mich seine Intelligenz, Kraft, Auffassungsgabe und sein Mut. Ich beginne die Arbeit zunächst an der Longe und beobachte seine Bewegungen und Reaktionen. Das beruht jedoch auf Gegenseitigkeit, denn Corinto beobachtet auch mich ganz genau. Er testet immer wieder meine Konsequenz und Aufmerksamkeit, wechselt plötzlich blitzschnell die Hand oder galoppiert los. Er spürt sofort, wenn ich eine Sekunde abgelenkt bin und nutzt es frech aus.

Unterm Sattel zeigt sich, dass Corinto nie gelernt hat, sich zu tragen und auszubalancieren.
Mit seiner Körperkraft geht er gegen die Hilfen, legt sich mit Kraft auf die Hand und rennt los.
Die ersten Tage verbringe ich damit, immer und immer wieder Übergänge zu reiten, lasse Corinto konsequent rückwärts treten, wenn er mit Kraft gegen die Hand geht und versuche ihn mit viel Lob und Abwechslung für die Arbeit zu gewinnen.

Auch in der Piaffe möchte er seinem Gewicht davonrennen und ist schwer zu halten. Kein Wunder, denn er versteht zwar die Hilfen der Touchierpeitsche, kommt aber sofort zu tief und auf die Vorhand. Wir versuchen immer nur einige Tritte, in denen er noch nicht perfekt diagonal treten muss, jedoch mit der Nasen vor die Senkrechte soll: lieber anfangs etwas zu offen als hinter der Senkrechten, damit die Schulter frei wird und das Pferd seine Vorwärtstendenz behält.

Allem voran steht die ruhige Arbeit im Schritt. Mein Ziel ist, das starke Pferd mit dem hohen Muskeltonus und dem kurzen, kräftigen Hals flexibel und geschmeidig zu bekommen. Dabei helfen mir viele Wechsel zwischen Schulterherein, Travers und Renvers. Corinto darf sich nie einrollen und auf die Hand drücken oder schneller werden, dann pariere ich ihn durch oder lasse ihn rückwärts treten – das hilft ihm, seine Balance wieder zu finden. Immer wieder muss ich auch die Hände heben, um seinen Kopf-Hals-Winkel zu öffnen. Er muss unbedingt die Nase vor der Senkrechten tragen, damit sein Rücken frei arbeiten kann.

Corinto lernt unglaublich schnell und beeindruckt mich täglich mit seinem enormen Fortschritt. Schon nach zwei Wochen kann ich Seitengänge in Schritt und Trab kombinieren, ohne dass er sich auf die Hand legt. Die Piaffe wird täglich freier und ausdrucksstärker, er beugt zunehmend die Hanken und wird vorne groß.

In der Galopparbeit steht dem Hengst seine Schiefe noch sehr im Weg, er springt auf der rechten Hand oft im Außengalopp an, kommt mit dem rechten Hinterbein nicht ohne Probleme unter der Schwerpunkt. Ich reite viele Übergänge im Schultervor, um ihn nach und nach gerader zu bekommen. Das fällt ihm noch sehr schwer und wird sich auch in wenigen Wochen nicht komplett lösen lassen.

Corinto zeigt im Laufe der Zeit deutlich verbesserte Bewegungsabläufe und gewinnt täglich an Ausdruck und Schönheit. Ich bin mir sicher: Bei korrektem Training kann dieses Pferd ein starker und zuverlässiger Begleiter fürs Leben werden.

2016-06-03T22:12:38+00:00

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