Goodluck Twinkle

Als Irene Arnold ihr Praktikum bei mir begann, brachte sie Ihre Welsh Cob Stute Goodluck Twinkle mit. Der Name war Programm, denn Glück konnte man im Sattel der Stute hin und wieder gut gebrauchen. Lest hier die Geschichte der beiden – und wie Twinkle sich am Ende auch mit dem Galopp unter dem Reiter versöhnte. 

Ich reite schon seit meinem 7. Lebensjahr. Da mich im Teenageralter der übliche Reitunterricht und der Umgang mit den Pferden in den Reitställen mehr und mehr abschreckte, ritt ich 12 Jahre meines Lebens ausschließlich ins Gelände. Meine Pflegepferde damals waren überwiegend Warmblutpferde mit Vergangenheit im Springsport. Erst mit 25 Jahren und durch einen Stallwechsel kam ich mit einer anderen, feineren Reitweise in Kontakt und bekam durch meine damaligen Reitlehrer mehr und mehr Lust am „Hallenreiten“ und der gymnastizierenden Arbeit in der Bahn.

Im Herbst 2012 kaufte ich mein erstes eigenes Pferd, die damals 11-jährige Welsh Cob Stute namens Goodluck Twinkle. Warum ich mir ausgerechnet dieses Pferd kaufte? Tja, es war wie so oft ein Kauf aus dem Bauch heraus. Twinkle stand auf dem selben Hof wie mein Pflegepferd. Ihre Besitzerin kam nur ab und zu, ritt sie aber nie. Da Twinkle mir so gut gefiel, fing ich an, mit ihr zu arbeiten. Wir begannen mit Freiarbeit und ich ritt sie im Schritt ins Gelände oder nahm sie als Handpferd mit. Besonders die Freiarbeit machte uns großen Spaß, da Twinkle alle meine Bewegungen sehr aufmerksam und reaktionsschnell begleitete und auch im Gelände merkte ich bald, wie mutig sie wurde und dass sie mir mehr und mehr vertraute.

Und so kaufte ich dieses Pony, ohne zu wissen, vor welche Herausforderungen sie mich noch stellen sollte. Denn Twinkle hat einen Körperbau, der sie nicht gerade zum Reitpferd prädestiniert, mit einem langen Rücken und einer geschwungenen Oberlinie. Zudem ist sie ein eher unsicheres Pferd. Anfangs konnte sie nicht alleine in der Halle sein und rannte (auch mit Reiter) zum Ausgang, sobald ein anderes Pferd die Halle verließ. Jedes vorbeifahrende Auto oder Knacken im Gebälk ließ sie zusammenzucken oder scheuen. Unter dem Reiter hatte sie offenbar schon einige negativen Erfahrungen gemacht, und so bockte sie mich in den ersten Wochen bei der kleinsten Überforderung in hohem Bogen ab.

 

 

Während der folgenden zwei Jahre verschwand dieses Verhalten vollständig. Sie zu reiten war allerdings nach wie vor schwierig, da sie sich stets extrem auf die Hand legte und eilig wurde. Im Galopp ging sie durch und raste mit mir durch die Halle. Diese Gangart war für sie mental mit Flucht und großer Aufregung verbunden.
Es folgte ein Umzug nach Thüringen und eine längere Babypause. Ich hielt Twinkle bei mir auf dem eigenen Hof, hatte aber weder Reitplatz noch Halle zur Verfügung. Ich machte nur gelegentliche Ausritte ins Gelände und Bodenarbeit auf einer abschüssigen Wiese

Eine Freundin leitete mir eines Tages den Facebook-Eintrag von Christine Schmiedel weiter, sie suchte eine Praktikantin. Das war für mich die Chance, denn ich hatte schon lange den Wunsch, besser reiten zu lernen und über einen längeren Zeitraum intensive Einblicke in die Pferdeausbildung zu erhalten. Allerdings dachte ich, mit Mitte 30 und Kleinkind sei dieser Traum ausgeträumt. Darüber hinaus war mir klar, dass ich Hilfe bei der Ausbildung meines Ponys benötigte. Ohne allzugroße Erwartungen schrieb ich eine Bewerbungsmail an Christine, traf sie nur wenige Tage später zum Vorstellungsgespräch, ritt vor und war Praktikantin! Dank der Unterstützung durch meinen Partner konnte ich während meiner Elternzeit nun vormittags das Praktikum absolvieren und sogar mein Pony mitbringen.

Eine lehrreiche und schöne Zeit begann. Besonders interessant war für mich die Arbeit mit den Jungpferden, mit ihren ganz unterschiedlichen Charakteren – und wie Christine den jeweils individuellen Weg für jedes Pferd fand. Da war die hitzige Morgan-Horse-Stute, der schlaksige Westfale, der elegante, aber zum Teil recht schwierige Trakehner, die blitzschnelle Quarterhorse-Stute und die freche PRE-Stute.

Am spannendsten waren für mich die ersten Einheiten, in denen Christine die Neuankömmlinge mit Kappzaum und Longe arbeitete. In diesen kurzen Einheiten wurde klar und konsequent der Grundstein für die weitere Zusammenarbeit von Mensch und Pferd gelegt. Ich fand es erstaunlich, in welch kurzer Zeit die Pferde lernten, an der Longe in allen Gangarten zu gehen und aufmerksam auf den Longenführer zu hören. Ich fühlte mich auch beim ersten Mal aufsteigen und dann später bei den ersten Trab- und Galoppversuchen unter dem Sattel niemals unsicher, da Christine die jungen Pferde immer sehr gut vorbereitet hatte.

 

Während meines Praktikums hatte ich regelmäßig Unterricht auf Twinkle. Christine holte uns da ab, wo wir standen und half uns besonders in den ersten Wochen und Monaten über steinige Phasen und schwierige Schritte hinweg, die ich alleine so nicht bewältigt und durchgezogen hätte. Auch aus der Angst heraus, etwas falsch zu machen. Im Nachhinein bin ich sehr froh, diesen Weg gegangen zu sein. Twinkle wurde nach und nach geschmeidiger, leichter in der Hand und arbeitete besser mit. Wir konnten sogar hin und wieder einen kleinen Galopp wagen. Nach Beendigung meines Praktikums beschloss ich, Twinkle bei Christine in Beritt zu geben, um die Basis noch zu stärken und zu festigen. Mein größter Wunsch war es, mein Pony in Leichtigkeit und Losgelassenheit in allen drei Gangarten reiten zu können.

Durch die konsequente und professionelle Arbeit von Christine sind wir diesem Ziel schon um einiges näher gekommen. Es dauerte immerhin 4 Monate Vollberitt, bis Twinkle aufhörte wegzurennen und aufs Gebiss zu drücken. Nach nochmal derselben Zeitspanne nahm Christine den Galopp mit dazu. Mir kamen fast die Tränen als ich sah, wie entspannt meine Twinkle unter dem Reiter galoppierte und auch im Trab danach nicht panisch davonrannte. Mittlerweile ist der Galopp für Twinkle eine „normale“ Gangart, die sie nicht mehr mental überfordert.

Twinkle hat sich auch körperlich gut entwickelt, ihr Hals wurde muskulöser, die Kruppe runder, der Rücken hob sich etwas und der runde Ponybauch verschwand. Ich bin Christine sehr dankbar für Ihre geduldige, einfühlsame Arbeit und ich bin mir sicher, dass Twinkle und ich davon auch in Zukunft sehr profitieren werden.

 

2018-12-22T23:03:35+00:00

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